Neue Definition des akuten Lungenversagens (ARDS)

Von einer internationalen Expertengruppe unter Beteiligung mehrerer Fachgesellschaften (European Society of Intensive Care Medicine, American Thoracic Society, Society of Critical Care Medicine) wurde die neue Definition des akuten Lungenversagens, die sogenannte „Berlin-Definition“  erarbeitet und nun publiziert (JAMA, published online May 21, 2012).

Die neue Definition unterscheidet drei Schweregrade des ARDS abhängig von der Schwere der Hypoxämie:

  • schwer    PaO2/FIO2 ≤ 100mmHg bei PEEP ≥5 cm H2O
  • moderat    PaO2/FIO2 = 101-200mmHg bei PEEP ≥5 cm H2O und
  • mild        PaO2/FIO2 = 201-300mmHg bei PEEP ≥5 cm H2O

Die Bezeichnung “Acute Lung Injury” (ALI) für die mildere Verlaufsform entfällt in der neuen Definition. Im Gegensatz zur bisherigen, seit 1994 gültigen Definition korreliert die neue Definition besser mit dem Mortalitätsrisiko der Patienten.

Zur Definition gehören weiterhin der akute Beginn (innerhalb einer Woche) sowie bilaterale Verdichtungen in der Röntgen-Thorax Aufnahme oder Computertomographie. Ein kardiales Lungenödem muss definitionsgemäß ausgeschlossen werden, hierfür wird im Gegensatz zum früher empfohlenen Pulmonaliskatheter nun die Echokardiographie vorgeschlagen.

Die häufigste Ursache für ein akutes Lungenversagen sind Pneumonien, die Mortalität beträgt bei schwerem Verlauf bis zu 50%. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) empfiehlt ab sofort nur noch die neue ARDS-Definition zu verwenden und weist darauf hin, dass diese Patienten protektiv (niedriges Atemzugvolumen = 6 ml/kg Standardkörpergewicht) beatmet werden sollten.

Kontakt
Prof. Dr. Stefan Kluge
Direktor
Klinik für Intensivmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistr. 52, D-20246 Hamburg
Tel:  +49-(0)40-7410-57010
Fax: +49-(0)40-7410-57020
E-mail: s.kluge@uke.de

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